Gebrauchsanweisung für Südtirol by Messner Reinhold

Gebrauchsanweisung für Südtirol by Messner Reinhold

Autor:Messner, Reinhold
Format: epub
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2015-03-20T16:00:00+00:00


Das Eismuseum liegt wirklich »im End der Welt«. Als dritten Satelliten zu meiner Museumsvision habe ich in Sulden am Ortler, in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten Arnold Gapp, das Eismuseum gestaltet. Es liegt unmittelbar hinter dem Bauernhof »Yak und Yeti« und unter dem Ferner, den die Suldner »Im Ende der Welt« nennen. Anlässlich der 200-Jahr-Feierlichkeiten zur Erstbesteigung des Ortler 1804 ist dieses Museum dem »Schrecken des Eises und der Finsternis« gewidmet worden. Die Ortlergruppe, die dabei als Symbol für alle Gletscherberge steht, ist in einem eigenen Raum dargestellt. Ich will ja auch daran erinnern, wie viel eine einzige Pioniertat zur Entwicklung des lokalen Fremdenverkehrs beigetragen hat.

»Der höchste Spitz in Tirol« von einst wird seit einem guten Jahrhundert als »König Ortler« gepriesen. Ist es nun seine Höhe, die kühne Form der spitz zulaufenden Grate oder die frühe Besteigung – der Ortler spielt eine herausragende Rolle unter den großen Alpengipfeln. Seine hellen Firnfelder, die vom Stilfser Joch aus begeistern, die umliegenden Gipfel mit der Königsspitze als »schönstem Eisberg der Ostalpen« und nicht zuletzt die vielen künstlerischen Darstellungen haben den Ortler berühmt gemacht. Darunter liegt Sulden, das höchste Bergdorf und der berühmteste Skiort von Südtirol. Unmittelbar unter den Eisfeldern und Séracs des Ortler gelegen, ist MMM Ortles der ideale Ort für die Vertiefung in das Thema Eis.

Unterirdisch angelegt, ist dieses Museum wie eine Grotte. Skilauf, Eisklettern und Polfahrten sind hier thematisiert. Ich erzähle von »Schneemenschen« und »Schneelöwen«, vom »White Out« und dem »dritten Pol«. Die weltweit größte Sammlung von Ortler-Bildern ist zu sehen – sowie Eisgeräte aus zwei Jahrhunderten. Der Besucher geht förmlich in den Berg hinein. Drinnen kann man sich ein Bild machen von Eisgebirgen, Arktis und Antarktis, von der Kraft der Lawinen und der Mühe der Künstler, Eis darzustellen. Draußen ist das Eis real, und daneben im »Yak und Yeti« gibt es neben Südtiroler Küche auch Momos, ein Gericht aus dem Schneeland Himalaja.

Im MMM Ortles zeige ich zuallererst Bilder vom Eis. Von der Schneeflocke bis zur 4000 Meter dicken Kalotte der Antarktis, eine Lawine und das Eismeer, Firnfelder und Eisbrüche. Julius Payer, Alpinist, Eisfahrer und Künstler, tritt dazu als Vermittler auf. So wie Christoph Ransmayr auch, der mit seinem großartigen Roman »Die Schrecken des Eises und der Finsternis« anregt zu hinterfragen, was aus unseren Abenteuern und den Orten, an denen sie stattfanden, geworden ist.

Künstler, die etwas zu sagen haben, bekommen bei mir eine Mittlerrolle, ohne dass ich ihre Arbeiten weiter kommentieren will. Ich stelle ihre Kunstwerke in einen Kontext mit anderen, und damit entsteht ein Ambiente, das aufregt, ängstigt und staunen lässt. Wie die Berge auch. Im MMM Ortles hören wir das Knacken des Eises und das Donnern einer Lawine sowie die Stille jenseits aller Skizentren.



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